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Wie Technologie eine nicht-stürzbare Diktatur ermöglicht

Mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien könnte die Menschheit auf ewig versklavt werden. Die technischen Hürden sind zwar höher als bei Mastschweinen, bei denen es ja schon perfekt funktioniert. Aber sie sind begrenzt hoch. Und wie wir wissen – und was mittlerweile auch jeder selbst deutlich erkennen kann – ist der technologische Fortschritt rasant. Damit eine einzelne Person alle anderen kontrollieren kann, sind zwei Dinge notwendig: Überwachung und Kontrolle.

Überwachung …

Die Überwachung ist bereits kein Problem mehr, sogar verdächtige Verhaltensweisen oder Aussagen können von einer KI erkannt werden, sodass keine menschlichen Beobachter vor Monitoren sitzen müssten. Siehe dazu auch INDECT.

… und Kontrolle

Durch Kontrolle würden die Untertanen physisch dem Willen des Herrschers unterworfen werden. Sie würde heute unmittelbar von Menschen ausgeübt werden müssen, da Roboter noch nicht agil und autonom genug sind. In der Zukunft werden sie es jedoch sein. Beide Möglichkeiten werden im Folgenden beleuchtet.

Kontrolle durch Menschen

Mit heutigen Mitteln ließen sich Menschen zu willfährigen Vollstreckern umrüsten, z. B. mittels kleiner implantierter Sprengsätze, die bei Manipulation oder auf einen Funkbefehl hin explodieren. Dieses Grauen würde sich ähnlich wie der Wahnsinn einer Religion über die Generationen fortpflanzen und selbst erhalten, denn der Chirurg, der einen solchen Sprengsatz trägt, würde ihn anderen ebenfalls implantieren, um nicht selbst zu sterben. Der Haken bei der Umsetzbarkeit: Es würde bereits zu Beginn massiven Widerstand gegen die Implantation solcher Geräte geben, da die zu Folgen zu unmittelbar und offensichtlich wären.

Doch die Kontrolle kommt schleichend auf anderen Wegen. Schon heute können Drohnen gefertigt werden, die einzelne Menschen ansteuern und töten. In folgendem kurzen Vortrag sind sie jedoch lediglich animiert.

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Siehe dazu auch diesen Kurzfilm.

Der Grundlage dieser Technologien ist also, den Überlebenstrieb des Menschen auszunutzen, um ihn als ein dem Herrscher-Willen unterworfenes Manipulationsorgan verwenden zu können. Dies ist nur so lange nötig, wie Roboter noch nicht ausreichend geschickt manipulieren können.

Kontrolle durch Maschinen

Wenn Maschinen geschickt genug sind, um den Willen des Herrschers durchzusetzen, werden keine Menschen mehr benötigt. Die Maschinen bauen und reparieren ihresgleichen.

Schema des Systems

Der Herrscher und die Technologie bilden zusammen ein System, das wie folgt aufgebaut ist.

  • Herrscher-Wille
    • Aufgabe: Gibt alle Regeln und Handlungen vor
    • Materielle Grundlage: Das Gehirn des Herrschers
  • Sinneswahrnehmung
    • Aufgabe: Nimmt die Umwelt möglichst umfassend wahr
    • Materielle Grundlage: Sensoren aller Art, die möglichst flächendeckend verteilt sind: Kameras (inkl. Infrarot), Mikrofone, Seismometer etc.
  • Datenverarbeitung
    • Aufgabe: Gleicht die durch Sinneswahrnehmung gesammelten Daten mit dem Herrscher-Willen ab und leitet Handlungen ein
    • Materielle Grundlage: Neuronales Netz oder „Elektronenhirn“
  • Manipulationsorgane
    • Aufgabe: Setzt die von der Datenverarbeitung geplanten Handlungen in der physischen Welt um
    • Materielle Grundlage: Vielfältigste mobile (fliegend, schwimmend, fahrend, gehend) Maschinen mit ihrerseits vielfältigen Manipulationsorganen (Greifer, Schusswaffen, Hämmer, Klingen etc.)

Die Nicht-Stürzbarkeit der Diktatur

Warum ist die durch das oben genannte System ermöglichte Diktatur nicht stürzbar? Dies ergibt sich aus der durch Technologie quasi beliebig gesteigerten Ausdehnung und Macht der System-Organe Sinneswahrnehmung, Datenverarbeitung, und Manipulationsorgane. Vergangene Herrscher haben diese System-Organe in ihrer Eigenschaft als Menschen ebenfalls, jedoch mit den menschlichen Beschränkungen. Daher war es immer möglich, Herrscher zu hintergehen (beschränkte Sinneswahrnehmung), sie zu überlisten bzw. vor zu komplexe Probleme zu stellen (beschränkte Datenverarbeitung) und sie zu überwältigen (beschränkte Manipulationsorgane). Zur Verdeutlichung folgt ein Vergleich zwischen Diktatoren früher und dem potentiellen, technologisch hochgerüsteten Diktator heute.

  • Sinneswahrnehmung
    • Früher: Rebellen konnten sich im Geheimen treffen oder auf geheimen Wegen kommunizieren, um die Überwältigung des Tyrannen zu planen.
    • Heute: Kameras (und ggf. Mikrofone) überwachen jeden Winkel (Großbritannien: 4,5 Millionen Kameras). Kommunikation und Internetbenutzung können überwacht werden. Allein die Internetrecherche zum Bombenbau könnte einen Widerstandskämpfer wie Stauffenberg schon heute in Schwierigkeiten bringen.
  • Datenverarbeitung
    • Früher: Die kognitiven Fähigkeiten waren begrenzt. Egal, wie viele Spione der Diktator beschäftigte, er konnte pro Zeiteinheit nur Informationen von begrenzt vielen einholen und verarbeiten.
    • Heute: KIs oder trainierte neuronale Netze erkennen verdächtiges oder von der Norm abweichendes Verhalten (siehe INDECT) und können selbstständig Handlungen einleiten
  • Manipulationsorgane
    • Früher: Der Diktator hatte einige loyale Vertraute sowie viele durch Angst gefügig gemachte Schergen. Die von ihm kontrollierte Anzahl an Menschen war begrenzt. Er war außerdem davon abhängig, dass es hinreichend viele Menschen gab, die ihm gegenüber aus eigenem Willen loyal waren. Bei offenkundiger, zu großer Grausamkeit und zu absurden Zielen schwand die Loyalität und es wurde sehr wahrscheinlich, dass sich jemand zum Tyrannenmord aufraffte.
    • Heute: Der Diktator ist durch die unüberwindbare technische Kontrolle der Menschen (siehe oben) oder durch ihm willenlos dienende Maschinen (nicht allzu ferne Zukunft) völlig unabhängig von jedweder Loyalität. Sein Wille wird daher stets ausgeführt.

Fazit

Es ergibt sich, dass die Entwicklung bzw. das passive Zulassen einer technologisch ausreichend gestützten Diktatur zu den Fehlern gehört, die die Menschheit kein einziges Mal machen darf. Der Fehler wäre nicht reversibel und die Folgen ewig.

Es gäbe einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Diktatur könnte nur von dem Diktator aufgelöst werden. Es könnte, falls er die Technologie bis über einen gewisses Niveau hinaus entwickeln lassen würde, der Punkt kommen, ab dem ihm die Kontrolle von Menschen keinen Nutzen mehr bringt. Jeder seiner Wünsche müsste durch Technik komplett befriedigt werden können. Allerdings müsste er sich dann noch dazu entscheiden, die unterdrückenden Teile des Systems aktiv abzubauen. Das würde er nahezu sicher aus Vorsicht und Bequemlichkeit nicht tun. Er wäre anschließend nämlich schutzlos und würde für seine vergangenen Taten zur Rechenschaft gezogen werden können. Außerdem wird er spätestens ab dem Erreichen der technologischen Singularität (sehr wahrscheinlich aber schon früher durch die steigende Komplexität) das System selbst nicht mehr verstehen können.1 Das System könnte zudem einen Selbstschutz entwickeln und sich gegen seinen Rückbau wehren.

Fußnoten

  1. Der geneigte Leser darf sich an dieser Stelle fragen, ob er überhaupt die Technik hinter seinem Smartphone versteht und volle Kontrolle darüber hat
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