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Welche lebenden Personen verdienen am meisten Bewunderung?

Statista hat Deutsche gefragt: „Welche lebende Person (Mann oder Frau) bewundern Sie am meisten?“.1 Die Ergebnisse sind hier oder im folgenden Bild zu sehen.

Das ist sehr bunt zusammengewürfelt. Außerdem halte ich eine so hohe Platzierung dieser Personen für nicht zu rechtfertigen.
Meine Admiration galt bisher hauptsächlich toten Menschen. Ich versuche, einige lebende zu finden.

Männer

  • Hamed Abdel-Samad (Ex-Muslim, kennt den Koran auswendig, Islamkritiker)
  • Imam Tawhidi (Islamischer Gelehrter, Islamkritiker, sehr inspirierender Mensch)
  • Demis Hassabis (Mitgründer von DeepMind, extrem intelligent)
  • Noam Chomsky (Linguist, Informatiker, linker Intellektueller)
  • Elon Musk (Visionär und Pionier auf mehreren Gebieten)

Frauen

  • Masih Alinejad (Feministin)
  • Chelsea Manning (Whistleblower, war früher ein Mann)
  • Sahra Wagenknecht (sehr intelligente und gebildete linke Politikerin)
  • Susan Eggers (Mit-Entwicklerin des Simultaneous Multithreading)
  • Elaine Walker (Mikrotonale Musikerin mit Abschluss in Music Synthesis Production und Music Technology, Transhumanistin, Mars-Aktivistin, Autorin von Matter over Mind: Cosmos, Chaos and Curiosity)

In der populären Liste fällt auf, dass Männer und Frauen zum großen Teil für ihre Macht bewundert werden: Vier Männer haben/hatten politische/religiöse Führungspositionen, einer stand einem der größten Unternehmen der Welt vor und ist einer der reichsten Männer. Michelle Obama war an Barack Obamas Seite, Queen Elisabeth II und Merkel haben Führungspositionen.
Die Wahl dieser Personen erscheint mir jedoch schlecht durchdacht und bestürzt mich. Denn dies sind nicht die Menschen, die sich der Menschheit in besonderer Weise verdient gemacht haben. Sie sind auch nicht durch außergewöhnliche Härten gegangen und haben für ein hohes Ziel gelitten. Wissenschaftliche Entdeckungen und technologische Entwicklungen sind es, die unsere Zeit am meisten prägen. Das Internet, KI, Biotechnologie etc. ermöglichen uns das Leben, wie es heute ist. Doch die Namen und Gesichter der entscheidenden Personen bleiben für die breite Masse fast unsichtbar. Die wichtigsten Akteure bei der Rettung des Planeten werden ebenfalls schlaue und mutige Menschen sein, keine Politiker oder Stars.

Ich persönlich stelle Menschen an erste Stelle, die große Härten auf sich nehmen und hohe Risiken eingehen, um sich für andere Menschen einzusetzen. Tendenziell an zweiter Stelle kommen die besonders klugen und visionären Köpfe, an dritter dann ggf. außergewöhnliche Künstler.

Helden sind ungleichmäßig verteilt

Es könnte jemandem aufgefallen sein, dass sich drei arabische Namen unter den Empfängern meiner Bewunderung befinden. Das ist kein Zufall. Helden entwickeln sich besonders häufig dort, wo sie nötig sind. Konkret erfüllen diese Menschen das Heldenkriterium, weil ihr Einsatz für Gleichberechtigung, Religionsfreiheit und Menschenrechte in ihrem jeweiligen Kulturkreis mit Verfolgung und Tod geahndet wird. Menschen in demokratischen Ländern können sich durch Einsatz für diese Werte kaum in Gefahr bringen – jedenfalls normalerweise. Hamed Abdel-Samad lebt in Deutschland, erhält jedoch permanent Morddrohungen von Menschen aus dem Kulturkreis, aus dem er zu uns geflohen ist. Er steht rund um die Uhr unter Personenschutz. Die entscheidenden Gründe, weshalb er im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Menschenrechtlern diese Erfahrung macht, sind seine Bekanntheit und seine Kritik am Islam.

Bei den Frauen habe ich Masih Alinejad genannt. Die Einschränkung auf sie fiel mir schwer, aber ich wollte die Liste nicht zu eintönig gestalten. Die Liste heldenhafter Feministinnen im arabischen Kulturraum ist lang. Als Gründerin von My Stealthy Freedom sowie als eloquente und leidenschaftliche Aktivistin erscheint mir Masih Alinejad jedoch als die wichtigste.
Den zweiten Platz belegt Zara Kay, die Betreiberin von Faithless Hijabi (siehe auch diesen Artikel). Dann gibt es noch die mysteriöse Atheist Yemeni Woman, die vielleicht eines Tages einen sicheren Ort finden wird, um ihre Identität zu offenbaren.

  1. Selbstverständlich habe ich mich kurz und angemessen über den unnötigen Zusatz „Mann oder Frau“ echauffiert. Das ist keine Erweiterung des gemeinten Personenkreises im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit (diese Intention hatte Statista vermutlich). Vielmehr ist es eine Einschränkung. Einer meiner Kandidaten ist übrigens die weibliche Chelsea Manning, die früher einmal der männliche Bradley Manning war. Welches Geschlecht diese Person wirklich hat, darüber würden viele streiten.
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