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Die tiefere spirituelle Dimension der Gabe von Essen

Es gibt alltägliche und triviale Handlungen, die bei genauerer, rationaler Betrachtung eine tiefere spirituelle Bedeutung zeigen. Dazu gehört die Gabe von Essen. Bei einer Gabe an Bedürftige ist der moralisch sehr bedeutsame Aspekt der Linderung von existentieller Not offensichtlich. Im Alltag eines gut versorgten Einwohners einer Industrienation übersehen wir oft, welch wichtige und zutiefst liebevolle Tat allein schon das Reichen eines Kekses ist, denn es bedeutet:

  • „Ich mag dich und möchte, dass es dir gut geht“ (wegen des Genusses)
  • „Ich möchte, dass du weiterlebst“ (die Energie durch Nahrungsmittel ist lebensnotwendig)1

Der Transfer von Lebensenergie

So weit ist das noch recht einsichtig, das ist die spirituelle Dimension, die an der Oberfläche liegt. Der Titel dieses Beitrages erwähnt jedoch eine tiefere spirituelle Dimension, also untersuchen wir es noch genauer: Energie ist eines der ganz fundamentalen Konzepte unseres Bildes vom Universum, eine physikalische Größe. Sie kann nicht erzeugt, sondern nur umgewandelt und weitergegeben werden. Wenn ich also für andere koche, dann wende ich meine eigene aus Essen gewonnene Energie auf, um körperliche Arbeit zu verrichten.2

Dies führt zu dem Fazit, dass auf fundamentaler Ebene doch etwas Wunderbares und Rührendes geschieht, wenn jemand für andere kocht: Er gibt einen Teil seiner eigenen Lebensenergie an andere Menschen weiter – nicht einfach nur Essen.3

Es erinnert an Jesu Worte: „Dies ist mein Leib“ und den Verzehr dieses Leibes.4 Wer zur Kommunion geht, isst ein bisschen Jesus. Wer für andere kocht, ist ein bisschen Jesus.

Fußnoten

  1. Übrigens empfinde ich deswegen das Vergiften eines Menschen, der vertrauensvoll Essen von seinem Mörder annimmt, als die schandbarste und verachtenswerteste aller Mordarten.
  2. Es gibt noch einen indirekten Weg, auf dem ich Energie für die Zubereitung von Essen aufwende: Durch meine eher geistige Arbeit als Software-Entwickler wende ich Lebensenergie und -zeit zur Wertschöpfung auf, für die mir ein Gehalt gezahlt wird. Mit diesem bezahle ich den Strom, der den Herd betreibt, welcher ganz besonders große Mengen an Energie benötigt. Auch andere strombetriebene Küchengeräte können beteiligt sein.
  3. Erweitert man die Betrachtung vom Kochen auf größere Teile des Prozesses der Lebensmittelherstellung (Ernte, Verarbeitung, etc.), dann ist es möglich, dass ein Mensch an einem Tag dafür so viel Energie aufwendet, wie zwei untätige Menschen zum Überleben eben dieses Tages benötigen.
  4. Jesu Weg zur Weitergabe seiner Lebensenergie ist ebenso funktional, jedoch unmittelbar: Er gibt anderen sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken. Hier ist es viel anschaulicher, wie eine Person Lebensenergie verliert und eine andere sie bekommt.
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