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C. S. Lewis über Sehnsucht

Dies schreibt C. S. Lewis über Sehnsucht. Es ist in meinen Augen ein vollendeter poetischer Text. Oder ist er vielleicht gar nicht poetisch? Vielleicht hat er nur diese Anmutung, weil er ein Gefühl so treffend beschreibt (Übersetzung weiter unten).

In speaking of this desire for our own far off country, which we find in ourselves even now, I feel a certain shyness. I am almost committing an indecency. I am trying to rip open the inconsolable secret in each one of you—the secret which hurts so much that you take your revenge on it by calling it names like Nostalgia and Romanticism and Adolescence; the secret also which pierces with such sweetness that when, in very intimate conversation, the mention of it becomes imminent, we grow awkward and affect to laugh at ourselves; the secret we cannot hide and cannot tell, though we desire to do both. We cannot tell it because it is a desire for something that has never actually appeared in our experience. We cannot hide it because our experience is constantly suggesting it, and we betray ourselves like lovers at the mention of a name. Our commonest expedient is to call it beauty and behave as if that had settled the matter. Wordsworth’s expedient was to identify it with certain moments in his own past. But all this is a cheat. If Wordsworth had gone back to those moments in the past, he would not have found the thing itself, but only the reminder of it; what he remembered would turn out to be itself a remembering. The books or the music in which we thought the beauty was located will betray us if we trust to them; it was not in them, it only came through them, and what came through them was longing. These things—the beauty, the memory of our own past—are good images of what we really desire; but if they are mistaken for the thing itself they turn into dumb idols, breaking the hearts of their worshipers. For they are not the thing itself; they are only the scent of a flower we have not found, the echo of a tune we have not heard, news from a country we have never visited.

 

Deutsch:

Wenn ich von diesem Wunsch nach unserem eigenen fernen Land spreche, welches wir sogar jetzt in uns selbst finden, verspüre ich eine gewisse Scheu. Fast begehe ich eine Unanständigkeit. Ich versuche, das untröstliche Geheimnis in jedem von euch aufzureißen – das Geheimnis, das so sehr schmerzt, dass ihr Rache an ihm nehmt, indem ihr es Namen wie Nostalgie und Romantizismus und Adoleszenz nennt; das Geheimnis auch, das mit einer solchen Süße durchdringt, dass wir, wenn seine Erwähnung in einem sehr vertraulichen Gespräch unmittelbar bevorsteht, ungeschickt werden und über uns selbst lachen müssen; das Geheimnis, das wir nicht verstecken und nicht verraten können, obwohl wir beides zu tun wünschen. Wir können es nicht verraten, denn es ist ein Verlangen nach etwas, das in unserer Erfahrung niemals tatsächlich erschienen ist. Wir können es nicht verstecken, denn unsere Erfahrung legt es uns ständig nahe, und wir betrügen uns selbst wie Liebende bei der Erwähnung eines Namens. Unser gängigster Behelf ist es, es Schönheit zu nennen und so zu tun, als ob die Sache damit erledigt wäre. Wordsworths Behelf war es, es mit gewissen Momenten seiner eigenen Vergangenheit zu identifizieren. Aber all dies ist ein Betrug. Wäre Wordsworth zurückgekehrt zu diesen Momenten in der Vergangenheit, so hätte er nicht die Sache selbst gefunden, bloß eine Erinnerung daran; was er erinnerte würde sich selbst als ein Erinnern herausstellen. Die Bücher oder die Musik, in denen wir die Schönheit befindlich wähnten, werden uns betrügen, wenn wir ihnen trauen; es war nicht in ihnen, es kam nur durch sie, und was durch sie kam, war Sehnsucht. Diese Dinge – die Schönheit, die Erinnerung unserer eigenen Vergangenheit – sind gute Bilder dessen, was wir wirklich wünschen; aber wenn sie verwechselt werden mit dem Ding selbst, werden sie zu dummen Götzen, die die Herzen ihrer Anbeter brechen. Denn sie sind nicht das Ding selbst; sie sind bloß der Geruch einer Blume, die wir nicht gefunden haben, das Echo einer Melodie, die wir nicht gehört haben, Neuigkeiten aus einem Land, das wir niemals besucht haben.

Ich stelle fest, dass das Übersetzen eines Textes eine sehr interessante Tätigkeit ist. Hier kommt mir zu Gute, dass ich stets auf die Nuancen in der Bedeutung von Wörtern achte. Oftmals war die direkte Übersetzung offensichtlich, doch die feinere Bedeutung oder die Poesie einer Formulierung herauszuarbeiten, ist die eigentliche Herausforderung. Zum Vergleich folgt die Übersetzung durch deepl.com, die den Inhalt zum Großteil korrekt wiedergibt (es gibt wenige, aber klare Fehler), jedoch bei der Wortwahl kein Gespür für Ästhetik oder gar Poesie zeigt.

 

Deutsch von deepl.com:

Wenn ich von diesem Wunsch nach unserem eigenen fernen Land spreche, das wir auch heute noch in uns selbst finden, fühle ich eine gewisse Schüchternheit. Ich begehe fast eine Unanständigkeit. Ich versuche, das untröstliche Geheimnis in jedem von euch aufzudecken – das Geheimnis, das so sehr wehtut, dass ihr es rächt, indem ihr es Namen wie Nostalgie und Romantik und Adoleszenz nennt; das Geheimnis, das auch mit einer solchen Süße durchdringt, dass wir, wenn in einem sehr intimen Gespräch die Erwähnung davon unmittelbar bevorsteht, ungeschickt werden und uns selbst zum Lachen bringen; das Geheimnis, das wir nicht verbergen können und nicht erzählen können, obwohl wir beides tun wollen. Wir können es nicht sagen, weil es ein Wunsch nach etwas ist, das in unserer Erfahrung nie wirklich aufgetaucht ist. Wir können es nicht verbergen, weil unsere Erfahrung es ständig vorschlägt, und wir verraten uns wie Liebende bei der Erwähnung eines Namens. Unser gängigstes Mittel ist es, es Schönheit zu nennen und so zu tun, als ob die Sache damit erledigt wäre. Wordsworths Zweck war es, es mit bestimmten Momenten in seiner eigenen Vergangenheit zu identifizieren. Aber all das ist ein Betrug. Wenn Wordsworth zu jenen Momenten in der Vergangenheit zurückgekehrt wäre, hätte er die Sache selbst nicht gefunden, sondern nur die Erinnerung daran; was er sich erinnerte, würde sich selbst als eine Erinnerung erweisen. Die Bücher oder die Musik, in der wir dachten, dass die Schönheit liegt, werden uns verraten, wenn wir ihnen vertrauen; sie waren nicht in ihnen, sie kamen nur durch sie, und was durch sie kam, war Sehnsucht. Diese Dinge – die Schönheit, die Erinnerung an unsere eigene Vergangenheit – sind gute Bilder von dem, was wir uns wirklich wünschen; aber wenn sie mit der Sache selbst verwechselt werden, verwandeln sie sich in dumme Götzen und brechen die Herzen ihrer Anbeter. Denn sie sind nicht das Ding selbst; sie sind nur der Duft einer Blume, die wir nicht gefunden haben, das Echo einer Melodie, die wir nicht gehört haben, Nachrichten aus einem Land, das wir nie besucht haben.

 

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