Zerstören war schon immer leichter als Aufbauen.* Wir Menschen bauen immer komplexere Strukturen. Die Bomben, die auf ihren Einsatz warten, müssen gar nicht mehr aufgerüstet werden – ihr Schadenspotenzial wächst durch die steigende Komplexität unserer Strukturen automatisch. Je komplexer unsere Gebäude und unsere Infrastruktur sind, desto schwieriger sind sie zu ersetzen, sollten sie zerstört werden. Führen wir uns zunächst eine frühere Realität von Dörfern aus Strohhütten vor Augen. Sollte ein solches Dorf von einem verfeindeten Stamm komplett niedergebrannt worden sein, so ließe es sich in einigen Tagen bis Wochen wieder aufbauen (Grashütte in sieben Tagen, stabilere Hütte 1, stabilere Hütte 2). Das Baumaterial wäre verfügbar (zum großen Teil Pflanzen und Erde), die bauliche Komplexität niedrig.
Unser heutiger Lebensstandard, sogar unsere heutigen Überlebensvoraussetzungen, fußen auf weitaus komplexeren baulichen Strukturen und logistischen Zusammenhängen. Sollten sie zerstört werden, müssten sie schnellstens wieder aufgebaut werden, jedoch müsste die Gesellschaft dann in wenigen Jahren leisten, wofür sie zuvor Jahrzehnte gebraucht hat. Die Zerstörung von Wohngebäuden in dicht besiedelten Gebieten wie Tokio oder New York City würde noch die Faktoren Obdachlosigkeit und extremen Wohnraummangel ins Spiel bringen. Ohne Hochhäuser und Wolkenkratzer müssten sich die Menschen auf der Ebene verteilen, auf der vielleicht durch natürliche Grenzen (Flüsse, Meere, Gebirge) nicht genug Platz ist. Ressourcen gibt es dort weder zum Bau von einfachen Unterkünften noch zum Essen genug. Eine Millionenstadt kann nur durch die Belieferung von außen überleben. Das gilt für Nahrung, Rohstoffe, Baumaterialien, Geräte, Ersatzteile, etc.
Bei einer globalen, weitgehenden Zerstörung technischer Anlagen und Infrastruktur halte ich es für möglich, dass wir den heutigen Technologie-Stand prinzipiell nicht mehr erreichen können, denn dafür müssten wir noch ein Mal durch ein Zeitalter des Erdöls und der Kohle, aber die einfach zu erreichenden Vorkommen sind bereits knapp. Von einem entsprechend niedrigen Technologie-Stand aus kann man nicht unmittelbar Solarzellen, Computerchips, Wasserstoffantriebe, Akkus, Flugzeuge, Raketen, Satelliten etc. entwickeln. Alles baut aufeinander auf, und es könnte ein zukünftiger Zeitpunkt erreicht werden, ab dem ein globaler Krieg das Schicksal der Menschheit unwiderruflich und ohne Chance auf Erholung besiegeln könnte. Ein Rolle spielen dabei außerdem globale Gefahren (Vulkanausbruch, Asteroideneinschlag, Pandemien etc.), die wir ohne Hochtechnologie ggf. nicht vorhersehen, bekämpfen oder überleben könnten.
* Das Universum hat einen Trieb zur Entropie. Materie zu ordnen erfordert Arbeit.