Ich bin schon hier und da über die Kultur der Sikh gestolpert, hatte sogar persönlich mit einem Kontakt. Dabei sind mir Inhalte dieses Glaubens sehr positiv aufgefallen. Neulich ist mir dieses absolut faszinierende Video von Youtube empfohlen worden. Es ist ein Must-Watch und bereits eines meiner Allzeit-Lieblingsvideos.
Es ist für mich schwer zu fassen, dass diese Leute ehrenamtlich täglich Mahlzeiten für 50.000 (zu wichtigen Ereignissen sogar für 100.000) Menschen kochen, diese bewirten und sich um das Geschirr kümmern. Gratis. Der logistische Aufwand sowie die notwendige Disziplin und Teamarbeit dabei sind enorm. Alle Menschen sind zu diesen Speisungen willkommen, sogar die Religion spielt keine Rolle.
Das war Anlass, Wikipedia nach mehr Informationen zum Sikhismus durchstöbern.
Die Sikh-Religion betont die Einheit der Schöpfung und verehrt einen gestaltlosen Schöpfergott, der weder Mann noch Frau ist.
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Das Wesen der Schöpfung ist nach Überzeugung der Sikh-Religion unergründbar. Das Universum, das sich gemäß dem Evolutionsprinzip fortwährend weiterentwickelt, wird als unermesslich angesehen. Der Wille der Schöpfung manifestiert sich diesem Verständnis nach in den Grundgesetzen der Natur. Der Schöpfer wird als bedingungslos liebend, unendlich, unfassbar, feindlos, namenlos, geschlechtslos – daher auch die Verwendung „Mutter“ für die „Schöpferin“ – und formlos beschrieben. Sie vereint drei wesentliche Naturen: Transzendenz, Immanenz und Omnipräsenz. Da der Schöpfung demnach das Göttliche innewohnt, wird sie als durchgängig beseelt und gleichermaßen heilig angesehen.
Man erkennt: Auch wenn der Sikhismus als monotheistische Religion gilt, gibt es starke Parallelen zu Naturreligionen, bei denen die Natur selbst als göttlich gilt. Es erscheint mir plausibel, dass sich aus diesem Fehlen eines persönlichen – in den monotheistischen Religionen typischerweise strafenden, männlichen, dominanten – Schöpfergottes die folgenden, sehr sozialen, liberalen Ansichten ergeben:
Als Eckpfeiler des Sikh-Seins gelten ein sozial ausgerichtetes Familienleben, der ehrliche Verdienst des Lebensunterhaltes sowie lebenslange spirituelle Entwicklung. Der Dienst an Mitmenschen sowie das Bemühen um Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten werden als wichtige Form der Gotteshingabe angesehen. Frauen und Männern wird eine gleichberechtigte Rolle mit gleichen Rechten und Pflichten zugesprochen.
Hingegen werden Rituale, Pilgerfahrten, Aberglaube, Okkultismus, Asketentum, religiöses Spezialistentum – wozu auch Priester gerechnet werden – das Mönchs- und Nonnentum sowie Mittler zwischen dem Menschen und dem Schöpfer abgelehnt, da jedem Menschen das Potenzial zugesprochen wird, das Göttliche direkt in sich selbst und im Alltag mit anderen zu erfahren.
Anders als die großen monotheistischen Religionen Islam und Christentum lässt der Sikhismus seinen Mitgliedern recht freie Wahl bei der gröberen Lebensgestaltung.
Im Gegensatz zum Hinduismus akzeptieren Sikhs die Wichtigkeit materieller Bedürfnisse und deren Befriedigung. Sie lehnen die Askese entschieden ab. Vielmehr gilt ehrliche Arbeit als ein Weg zur Erlösung. Brüderlichkeit, auch mit Nichtgläubigen, gehört zu den Grundsätzen des Sikhismus, weshalb der Ertrag ihrer Arbeit auch mit anderen geteilt werden soll.
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Persönlicher Reichtum ist für das geistliche Leben eines Sikhs dennoch kein Hindernis. Lehrer der Religion predigen ihren Anhängern, dass sie ein normales Leben führen sollen, was für Sikhs ebenso das Erlangen von Reichtum beinhalten kann.
(Hervorhebung durch mich)
Küchen, wie die im Video dargestellt, haben eine lange Tradition bei den Sikhs. Wikipedia schreibt dazu:
Das gemeinsame Essen soll ein Zeichen für die Gleichheit aller Menschen sein, da bei dem Mahl kein Unterschied zwischen dem finanziellen oder gesellschaftlichen Status der Personen gemacht wird. Als Hauptstütze dieser Denkweise wird während der Mahlzeit nebeneinander, auf dem Boden in reihend sitzend gegessen. Dies ist ein Schritt, um das Kastensystem aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben und die Gleichheit der Menschen vor Gott zu verdeutlichen. Dies gilt auch für Religionsgrenzen.
Obwohl ich nicht unbedingt an einen Gott glaube, kann ich mich damit anfreunden, denn die Gleichheit ist für mich der zentrale Punkt. Ob jemand glaubt, dass ich lediglich gleich oder vor Gott gleich wäre, ist für mich nicht relevant. Anderen Menschen gönne ich ihren Glauben von Herzen, solange sie damit niemandem Leid zufügen.