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Der Missbrauch der Kinder als Ideologieträger – und die Auswirkungen

Zur Einleitung einige Zeilen aus einer wunderschön und sehr treffend formulierten Stellungnahme der Giordano-Bruno-Stiftung:

Es ist die wohl vornehmste Bildungsaufgabe des Staates, allen Kindern, gleich aus welcher Familie sie stammen, im Namen der Chancengleichheit Zugang zu Wissensquellen zu verschaffen, die ihnen in ihrem Elternhaus womöglich verschlossen bleiben. Deshalb darf sich das Curriculum öffentlicher Bildungseinrichtungen nicht allein am Wunsch der Eltern und auch nicht an den Interessen spezifischer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften orientieren, sondern an den Vorgaben der Verfassung sowie am aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Denn Kinder haben ein Recht auf seriöse Bildung! Sie haben ein Anrecht darauf, vorurteilsfrei in die Welt eingeführt zu werden, die Tatsachen des Lebens zu erfahren und verschiedene Perspektiven kennenzulernen, mit deren Hilfe sie später ihre eigene Sicht der Dinge entwickeln können, ohne von Vornherein ideologisch in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Der konfessionsgebundene Religionsunterricht, den man auch als „staatlich geförderte Echokammer“ bezeichnen könnte, steht diesem Bildungsziel entgegen.

[…]

Dass der ideologische Missbrauch, der auf diesem Gebiet stattfindet, so selten problematisiert wird, hängt damit zusammen, dass Kinder oft nicht als eigenständige Individuen gesehen werden, sondern als Träger einer wie auch immer gearteten Familienidentität. […]
Natürlich dürfen die Eltern ihre Kinder im Sinne ihrer jeweiligen Präferenzen erziehen, aber das heißt keineswegs, dass der Staat in seinen Bildungssystemen eine solche weltanschauliche oder politische Perspektivverengung aktiv unterstützen dürfte.

[…]

Dabei hätte eine frühzeitige Vermittlung der Evolutionstheorie nicht nur den Vorteil, dass die Kinder später das wohl wichtigste Fundament des modernen Weltbildes besser verstehen werden, sie hätte auch eine starke integrationspolitische Wirkung. Denn wer die Tatsache der Evolution begriffen hat, der versteht auch, dass Religionen, Nationen, Völker bloß vorrübergehende [sic] Konstrukte sind, die eine fundamentale Tatsache des Lebens oft verdecken, nämlich dass uns Menschen untereinander sehr viel mehr verbindet als trennt. Warum ist das so wichtig? Ganz einfach: Weil die identitäre Perspektivverengung auf die „eigene Gruppe“ eines der größten politischen Probleme weltweit ist – und dem könnte und müsste eine rationale, evidenzbasierte und weltanschaulich neutrale Bildung beherzt entgegenwirken! Besonders interessant ist dabei, dass es einen klaren Zusammenhang von Evolutionsleugnung auf der einen Seite und antidemokratischen, autoritären, patriarchalen, homophoben, antisemitischen Denkhaltungen auf der anderen Seite gibt. […] wer die große Geschichte des Lebens, die uns die Evolution erzählt, im Kopf hat, der wird sich von den kleinen hinterwäldlerischen Possen religiöser Fundamentalisten oder chauvinistischer Nationalisten so schnell nicht mehr hinters Licht führen lassen.

(Quelle)

Es handelt sich hierbei um eine Stellungnahme zum Antrag „Religionsfreiheit an öffentlichen Schulen sicherstellen“. Der Antrag möchte erreichen, dass als Alternative zum Religionsunterricht auch Philosophieunterricht angeboten wird, und begründet dies mit Religionsfreiheit. Trotz dieser absurden Begründung 1, findet ein solcher Antrag meine Zustimmung. Er ist ein lange überfälliger Schritt. Sieht man sich das Curriculum des islamischen Religionsunterrichtes (Stand 2010) an, dann versteht man sehr schnell, weshalb die GBS den nächsten längst überfälligen Schritt bereits benennt.

Mohammed war ein Kriegsfürst, hat Frauen als Kriegsbeute verteilt (wobei er sich einen großen Anteil nahm) und ist keinesfalls barmherzig mit seinen Opfern umgegangen. Unter den im Curriculum aufgeführten Charaktermerkmalen „gütig und bescheiden, hilfsbereit, barmherzig, ehrlich“ gibt es kein einziges negatives. Vielmehr stehen sie sogar in Kontrast zur geschichtlich überlieferten Person Mohammeds. Eine Steilvorlage für Polemik: „Muhammads Zuneigung, Mitgefühl und Liebe zu Kindern“ vor dem Hintergrund seines Geschlechtsverkehrs mit der 9-jährigen Aischa, die er mit sechs Jahren geheiratet hatte2. Wenn Kindern beigebracht wird, diese direkten Widersprüche zu akzeptieren, kann das ihr kritisches Denkvermögen nachhaltig schädigen (qua Toleranz kognitiver Dissonanz). Falls man sie jedoch zur Schulzeit von den Widersprüchen freihält, werden sie später dennoch auf diese stoßen. Somit ist der Unterricht nicht mehr Vorbereitung auf das Leben, sondern im Gegenteil: Er ist die Ursache für spätere innere und äußere Konflikte, die viel Leid verursachen werden. Neben der unrealistisch positiven Beschreibung Mohammeds gibt es ja auch noch die Übungen, um eine besondere Empathie für ihn aufzubauen. Auch das ist brisant, denn es wird die Überempfindlichkeit bei Kritik an Mohammed nur verschärfen – und die Folgen konnten wir bereits einige Male sehen. Der psychologische Effekt, dass Kritik an einem Gegenstand der Verehrung persönlich genommen wird, ist bekannt.

Eine Sache finde ich besonders schlimm: Der Kontext, in dem die Ersteller des Curriculums fälschlich das Wort „erkennen“ verwenden.

… erkennen, dass Muhammad und andere Propheten besondere von Gott/Allah ausgewählte Menschen mit vorbildlichem Charakter waren.

Mit Hinblick auf die Zukunft ist es sehr leichtsinnig, Kinder so zu indoktrinieren. Auch abseits von Religion stellt sich die Frage: Was könnte man sich von der Vermittlung kontrafaktischer Lerninhalte überhaupt Gutes erhoffen? Mit der Abschaffung der Religionsunterrichte wären wir alle besser beraten, und in das „wir“ schließe ich Christen und Muslime mit ein.

Ich sehe hier, wie im Titel und dem Text der GBS erwähnt, einen Missbrauch, der nur deshalb gesellschaftlich toleriert wird, weil große Teile der Gesellschaft auf die religiöse Indoktrinierung der Kinder angewiesen sind, um eine Ideologie über die Generationen und die Sterblichkeit des eigenen Fleisches hinaus zu retten.
Dies zeigt aber auch, dass wir mit dem Aussetzen dieser Strategie für nur eine Generation von Kindern etwas gewinnen könnten, das wir mit solch einem Curriculum jedoch aktiv verhindern: Eine Zukunft, die durch rationale, tolerante und demokratisch denkende Menschen gestaltet wird.

Fußnoten

  1. In dem einen Unterricht werden Dogmen gelehrt, im anderen hinterfragt. In den großen monotheistischen Religionen sind Zweifel verboten, in der Philosophie ist er die Methode zur Erlangung von Erkenntnis. Siehe auch Sprüche 3/5-8: „Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand“ und andere. Siehe auch eine praktische Umsetzung durch Boko Haram.
  2. Da ein Muslim nicht mit Spermaflecken am Gewand beten durfte, kratzte sie diese nach der Trocknung mit ihren Nägeln ab. Siehe Bulugh al-Maram 1/38 oder ähnliche Hadithe.
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